Was ist das Ziel dieses Kriteriums?
Stell dir vor, jemand erklärt dir am Telefon den Weg: „Nimm die grüne Tür rechts neben dem runden Schild.“ Wenn du aber farbenblind bist oder das Schild gar nicht siehen kannst, stehst du ziemlich ratlos da. Genauso geht es vielen Menschen im Internet, wenn Anweisungen nur auf das Aussehen oder die Position von Elementen verweisen.
Manche Menschen sind blind oder sehen schlecht, andere nutzen Screenreader oder andere assistive Technologien. Wieder andere sind farbenblind oder haben kognitive Einschränkungen. All diese Menschen haben ein Problem, wenn Bedienungsanweisungen nur sagen: „Klicken Sie auf den roten Button“ oder „Wählen Sie das Symbol rechts unten“.
Das Ziel von Erfolgskriterium 1.3.3 ist es, dass Anweisungen für alle verständlich sind – unabhängig davon, ob jemand Farben, Formen oder Positionen wahrnehmen kann. Zusätzliche Informationen wie Labels, Namen oder Funktionsbeschreibungen machen Inhalte für alle zugänglich.
Was fordert das Erfolgskriterium genau?
as Erfolgskriterium ist Level A und damit grundlegend: Anweisungen dürfen sich nicht ausschließlich auf sensorische Merkmale stützen. Das bedeutet:
Nicht nur Farbe verwenden: „Klicken Sie auf den grünen Button“ ist unzureichend – besser: „Klicken Sie auf den grünen ‚Weiter‘-Button“ oder „Klicken Sie auf ‚Weiter'“.
Nicht nur Form beschreiben: „Drücken Sie die runde Schaltfläche“ reicht nicht – besser: „Drücken Sie die runde ‚Absenden‘-Schaltfläche“ oder einfach „Drücken Sie ‚Absenden'“.
Nicht nur Position angeben: „Verwenden Sie das Icon rechts oben“ ist problematisch – besser: „Verwenden Sie das Menü-Icon (☰) rechts oben“ oder „Öffnen Sie das Hauptmenü“.
Nicht nur Größe verwenden: „Klicken Sie auf den großen Button“ funktioniert nicht für alle – besser: „Klicken Sie auf ‚Jetzt kaufen'“.
Nicht nur Geräusche: „Nach dem Signalton fortfahren“ ohne Alternative ist unzureichend.
Du darfst sensorische Merkmale zusätzlich verwenden – sie dürfen nur nicht die einzige Information sein. Die Kombination aus funktionaler Beschreibung und visuellen Hinweisen ist sogar ideal.
Warum ist das wichtig für Barrierefreiheit?
Stell dir vor, du navigierst mit geschlossenen Augen durch eine Website – nur mit einem Screenreader als Hilfe. Wenn da steht: „Wählen Sie das blaue Symbol rechts“, bist du aufgeschmissen. Du hörst weder Farben noch siehst du Positionen.
Sensorisch unabhängige Anweisungen schaffen Barrierefreiheit, weil sie:
- Blinden und sehbehinderten Menschen ermöglichen, Bedienelemente zu identifizieren, auch wenn sie Form oder Position nicht wahrnehmen können.
- Farbenblinden Menschen helfen, die manche Farbkombinationen nicht unterscheiden können.
- Menschen mit kognitiven Einschränkungen unterstützen, die möglicherweise Schwierigkeiten beim Verarbeiten rein visueller Informationen haben.
- Nutzer von Screenreadern unterstützen, die auf programmatisch bestimmbare Namen und Beschreibungen angewiesen sind.
- Menschen in schwierigen Nutzungssituationen helfen – bei starkem Sonnenlicht, defekten Displays oder wenn Audio nicht verfügbar ist.
Und nicht zuletzt: Klare, beschreibende Anweisungen verbessern die Usability für alle – auch für Menschen ohne Einschränkungen, die sich schnell zurechtfinden wollen.
So setzt du das Kriterium erfolgreich um
Die Umsetzung ist einfacher als gedacht – es geht hauptsächlich um durchdachte Formulierungen und gute Labels. Hier ein paar bewährte Strategien:
Beschreibende Labels verwenden:
- Statt „Drücken Sie den grünen Pfeil“ → „Drücken Sie ‚Weiter'“
- Statt „Wählen Sie das runde Icon“ → „Öffnen Sie das Benutzermenü“
- Statt „Klicken Sie rechts oben“ → „Klicken Sie auf ‚Einstellungen'“
Kombination aus Funktion und Aussehen:
- „Klicken Sie auf den roten ‚Löschen‘-Button“ (Label + Farbe als Zusatzinfo)
- „Verwenden Sie das Menü-Icon (☰) in der oberen rechten Ecke“ (Funktion + Symbol + Position)
- „Wählen Sie ‚Speichern‘ (grüner Button)“ (Label + Farbe zur Verstärkung)
Programmatisch korrekte Beschriftung:
- Alt-Texte für Icons:
<img src="settings.png" alt="Einstellungen öffnen"> - Aria-Labels für Buttons:
<button aria-label="Artikel löschen">🗑️</button> - Aussagekräftige Link-Texte:
<a href="/help">Hilfe aufrufen</a>statt<a href="/help">hier</a>
Strukturelle Hinweise nutzen:
- Überschriften für Bereiche: „Im Abschnitt ‚Kontaktinformationen‘ finden Sie…“
- Listen für Optionen: „Wählen Sie aus den folgenden Optionen: 1. Standard, 2. Premium…“
- Eindeutige IDs und Labels bei Formularelementen
Bei komplexeren Anweisungen:
- Multiple Identifikationsmöglichkeiten anbieten: „Klicken Sie auf ‚Weiter‘ (der blaue Button unten rechts)“
- Kontext mitliefern: „Im Anmeldeformular wählen Sie ‚Registrieren'“
Warum dieses Erfolgskriterium für Unternehmen relevant ist
Sensorisch unabhängige Bedienungsanweisungen klingen nach Barrierefreiheit-Theorie – sind aber ein echter Business-Vorteil für jedes Unternehmen.
1. Benutzerfreundlichkeit für alle steigern
Klare, eindeutige Anweisungen reduzieren Verwirrung und Abbrüche. Wenn ein Nutzer sofort versteht, was er tun muss – ohne rätseln zu müssen, welcher der fünf blauen Buttons gemeint ist – steigt die Conversion-Rate. Das gilt für alle Nutzer, nicht nur für Menschen mit Behinderungen.
2. Support-Anfragen reduzieren
„Ich finde den Button nicht“ oder „Wo ist das Icon?“ – solche Support-Anfragen entstehen oft durch unklare Anweisungen. Eindeutige Beschreibungen reduzieren den Support-Aufwand und sparen Kosten.
3. Technische Robustheit verbessern
Programmatisch korrekte Labels und Beschreibungen funktionieren nicht nur mit Screenreadern – sie machen deine Seite auch robuster für Suchmaschinen, Voice-Interfaces, Automatisierungstools und zukünftige Technologien.
Und nicht zuletzt: Rechtssicherheit und Fördermöglichkeiten. Viele öffentliche Projekte fordern digitale Barrierefreiheit bereits verpflichtend – wer vorbereitet ist, hat klare Vorteile bei Ausschreibungen und Förderanträgen.
Das Erfolgskriterium im Wortlaut der W3
Success Criterion 1.3.3 Sensory Characteristics
(Level A)Instructions provided for understanding and operating content do not rely solely on sensory characteristics of components such as shape, color, size, visual location, orientation, or sound.
Note: For requirements related to color, refer to Guideline 1.4.