Was ist das Ziel dieses Kriteriums?
Das Ziel von Erfolgskriterium 1.2.2 der WCAG ist daher klar: Jedes Video mit Ton braucht Untertitel. Und zwar solche, die alle hörbaren Informationen verständlich machen – nicht nur gesprochene Worte, sondern auch Geräusche und Musik.
Was fordert das Erfolgskriterium genau?
Ganz konkret geht es um vorab aufgezeichnete Inhalte, also Videos, bei denen der Ton nicht live übertragen wird, sondern bereits fertig produziert ist.
- Sobald Ton im Spiel ist, müssen synchronisierte Untertitel vorhanden sein – also Textzeilen, die gleichzeitig mit dem gesprochenen Ton eingeblendet werden.
- Untertitel müssen mehr enthalten als nur Dialog: Auch relevante Geräusche (z. B. [Tür schlägt], [Applaus]) oder Informationen über Musik ([dramatische Musik]) gehören dazu.
- Ausnahmen gelten nur dann, wenn das Video selbst nur eine alternative Darstellung eines Textes ist – und das klar erkennbar ist.
Ein einfaches Beispiel: Ein Erklärvideo, das exakt denselben Inhalt vermittelt wie der Fließtext auf der Website, muss nicht zwingend untertitelt werden – wenn das Video als Ergänzung klar gekennzeichnet ist.
Warum ist das wichtig für Barrierefreiheit?
Stell dir vor, du willst ein Video-Tutorial schauen, sitzt aber im Wartezimmer ohne Kopfhörer – oder du bist gehörlos. Ohne Untertitel wird das Video für dich unbrauchbar.
Untertitel schaffen Barrierefreiheit, weil sie:
- Gehörlosen und schwerhörigen Menschen den Zugang zu Informationen ermöglichen.
- Menschen in lauten oder stillen Umgebungen helfen, Inhalte trotzdem zu erfassen.
- Nutzern mit kognitiven oder sprachlichen Einschränkungen die Möglichkeit geben, Inhalte in eigenem Tempo zu lesen.
- Das Verständnis fördern – durch zusätzliche Einordnung von Geräuschen, Emotionen oder Musik.
Und nicht zuletzt: Sie machen Inhalte universeller nutzbar – auch für Suchmaschinen, Übersetzungen oder automatische Weiterverwertung.
So setzt du das Kriterium erfolgreich um
Die Qualität von Untertiteln entscheidet darüber, ob ein Video barrierefrei ist – oder einfach nur frustrierend. Hier ein paar Tipps, wie du es richtig machst:
Gute Untertitel …
- sind synchron – der Text erscheint zum richtigen Zeitpunkt im Bild.
- geben wieder, was hörbar ist – inklusive Hintergrundgeräusche, Sprecherwechsel und Musik.
- kennzeichnen Sprecher eindeutig, vor allem wenn mehrere Personen sprechen.
- verzichten auf unnötige Kürzungen, die den Sinn verändern.
- sind gut lesbar – idealerweise 1–2 Zeilen pro Einblendung, mit ausreichend Kontrast und ruhigem Hintergrund.
Tools und Wege:
- Viele Plattformen wie YouTube bieten automatische Untertitel an – aber: Diese solltest du immer nachbearbeiten!
- Für professionelle Videos lohnt sich eine Transkription mit Untertitelsoftware wie Amara, Kapwing oder Subtitle Edit.
- Achte auf korrekte Zeichensetzung, Groß-/Kleinschreibung und klare Formulierungen.
- Setze Style-Guides ein – z. B. zur Formatierung von Musik oder Geräuschen: [leise Klaviermusik] oder ♪ Sanfte Melodie ♪.
Alternative:
Wenn du ein Transkript hast (z. B. aus 1.2.1), kannst du es als Grundlage für die Untertitel verwenden – es muss aber mit dem Video synchronisiert werden.
Warum dieses Erfolgskriterium für Unternehmen relevant ist
Auch bei Erfolgskriterium 1.2.1 gilt: Barrierefreiheit ist kein Selbstzweck – sondern bringt handfeste Vorteile für dein Business.
1. Zielgruppe erweitern
Untertitel sind nicht nur Pflicht – sie sind ein echter Mehrwert. Für dein Publikum, für die Auffindbarkeit und für dein Markenimage. Gerade auch für Personen in Situationen, die eine laute Audio-Wiedergabe nicht zulassen (z.B. im Bus, während der Vorlesung, im Bett neben der/dem schlafenden Partner/in).
2. Suchmaschinenoptimierung verbessern
Suchmaschinen erfassen keine Audiospur – aber Untertitel lassen sich indexieren. So wird dein Video leichter gefunden und besser platziert.
3. Höhere Verweildauer
Untertitel machen Inhalte verständlicher – gerade bei Fachthemen oder komplexen Inhalten. Das erhöht die Chance, dass Nutzer bis zum Schluss dranbleiben.
Und nicht zuletzt: Rechtssicherheit und Fördermöglichkeiten. Viele öffentliche Projekte fordern digitale Barrierefreiheit bereits verpflichtend – wer vorbereitet ist, hat klare Vorteile bei Ausschreibungen und Förderanträgen.
Das Erfolgskriterium im Wortlaut der W3
Success Criterion 1.2.2 Captions (Prerecorded)
(Level A)
Captions are provided for all prerecorded audio content in synchronized media, except when the media is a media alternative for text and is clearly labeled as such.