1.2.4 Untertitel: Live-Untertitel: Wenn Echtzeit für alle verständlich wird

Was ist das Ziel dieses Kriteriums?

Ob Konferenzen, Webinare, Produktpräsentationen oder Nachrichtenstreams – Live-Videos sind Alltag geworden. Sie bieten Nähe, Aktualität und direkte Interaktion. Aber: Wer nicht hören kann, bleibt außen vor – wenn keine Untertitel vorhanden sind.

Erfolgskriterium 1.2.4 der WCAG auf Level AA fordert deshalb:
Live-Übertragungen mit Ton müssen mit synchronen Untertiteln versehen werden.

So werden auch Echtzeitinhalte für gehörlose und schwerhörige Menschen verständlich, ohne Verzögerung, ohne Barrieren.

Was fordert das Erfolgskriterium genau?

Live ist live, Nanananana: und genau das macht barrierefreie Umsetzung oft herausfordernder als bei aufgezeichneten Inhalten. Während bei vorproduzierten Videos genug Zeit bleibt, um Untertitel sorgfältig zu erstellen, braucht es hier eine Lösung in Echtzeit.

Erfolgskriterium 1.2.4 verlangt deshalb, dass alle gesprochenen Inhalte während eines Live-Videos auch live untertitelt werden – synchron, verständlich und für alle zugänglich. Denn nur so wird aus einem Livestream ein echtes inklusives Erlebnis.

  • Alle Live-Audiostreams in synchronisierten Medien (also Ton + Bild, z. B. Videostreams) müssen mit Live-Untertiteln versehen sein.
  • Untertitel sollen synchron mit dem gesprochenen Wort erscheinen.
  • Neben dem gesprochenen Text sollen auch nicht-sprachliche Inhalte untertitelt werden: z. B. Musik, Geräusche, Sprecherwechsel.

 

Ausnahme: Zwei-Wege-Kommunikation (z. B. Videoanrufe zwischen Einzelpersonen) ist von der Pflicht ausgenommen. Gemeint sind also eher Live-Präsentationen, bei denen eine oder mehrere Personen senden – nicht private Gespräche.

Warum ist das wichtig für Barrierefreiheit?

Ein Livestream ohne Untertitel ist wie ein Theaterstück ohne Bühne: Wer den Ton nicht hören kann, bekommt nichts mit. Und das betrifft mehr Menschen, als man denkt – denn neben gehörlosen und schwerhörigen Menschen sind auch viele betroffen, die:

  • sich in lauter Umgebung befinden,
  • keine Kopfhörer nutzen können,
  • eine andere Muttersprache sprechen,
  • oder schlicht lieber lesen statt hören.

 

Live-Untertitel sorgen dafür, dass:

  • alle das Geschehen zeitgleich verfolgen können – unabhängig vom Hörvermögen.
  • wichtige Informationen in Echtzeit vermittelt werden, z. B. bei Notfällen oder Live-Ansagen.
  • Events wie Konferenzen, Talks oder Produktpräsentationen inklusive gestaltet werden.
  • die Kommunikation transparent und nachvollziehbar bleibt – auch nach dem Stream (z. B. durch archivierte Untertitel).

So setzt du das Kriterium erfolgreich um

Live-Untertitel klingen technisch anspruchsvoll – aber dank moderner Tools und Dienstleistungen sind sie heute gut machbar. Hier ein Überblick:

 

1. Professionelle Live-Untertitelung (CART)

  • CART steht für „Communication Access Realtime Translation“.
  • Eine speziell ausgebildete Person schreibt in Echtzeit mit, was gesagt wird.
  • Besonders präzise – ideal für wichtige Events, z. B. öffentliche Veranstaltungen oder Fachkonferenzen.

 

2. Automatische Live-Untertitelung

  • Tools wie YouTube Live, Microsoft Teams, Zoom oder Google Meet bieten automatische Untertitel-Funktion.
  • Vorteil: Schnell und kostengünstig.
  • Nachteil: Nicht immer präzise – vor allem bei Fachsprache, Dialekten oder schneller Sprache.

 

3. Kombination aus beidem

  • Automatische Untertitel plus menschliche Nachbearbeitung oder Moderation können die Qualität verbessern.
  • Auch möglich: Bei interaktiven Events vorab vorbereitete Untertitel für geplante Abschnitte + Live-Ergänzungen.

 

Tipps für mehr Barrierefreiheit:

  • Sprecher:innen deutlich ankündigen – z. B. „[Moderatorin]“ oder „[Teilnehmer 2]“.
  • Auch nicht-sprachliche Geräusche einblenden: [Applaus], [Musik], [Stille].
  • Hintergrundgeräusche minimieren – das erleichtert die automatische Erkennung.
  • Untertitel gut lesbar gestalten (Farben, Kontrast, Position).

Warum dieses Erfolgskriterium für Unternehmen relevant ist

Barrierefreie Live-Events sind kein Luxus, sondern ein echtes Plus – in mehrfacher Hinsicht:

 

1. Größere Reichweite

Viele Menschen konsumieren Inhalte ohne Ton – z. B. in der Bahn, im Büro, bei Veranstaltungen. Mit Live-Untertiteln erreichst du sie trotzdem.

 

2. Mehr Inklusion

Du machst deine Live-Inhalte zugänglich für Menschen mit Hörbehinderung – und setzt damit ein Zeichen für digitale Teilhabe.

 

3. Besseres Verständnis

Auch für Menschen mit anderer Muttersprache oder kognitiven Einschränkungen verbessern Untertitel das Verstehen und Mitverfolgen von Inhalten.

 

Und nicht zuletzt: Rechtssicherheit und Fördermöglichkeiten. Viele öffentliche Projekte fordern digitale Barrierefreiheit bereits verpflichtend – wer vorbereitet ist, hat klare Vorteile bei Ausschreibungen und Förderanträgen.

Das Erfolgskriterium im Wortlaut der W3

Success Criterion 1.2.4 Captions (Live)

Captions are provided for all live audio content in synchronized media.

 

Link zum konkreten Erfolgskriterium